Ein Blick ins Innere der neuen ZURIGA E2

12. September 2024

Heute lancieren wir die Generation 2 unserer Espressomaschine. Von aussen sieht man ihr eigentlich gar nichts an, im Inneren befindet sich aber eine komplett überarbeitete Technologie.

 

Wir treffen Silvan zum Gespräch, er hat das Entwicklungsprojekt geleitet.

Ihr habt in den letzten 2 Jahren intensiv an einer neuen Maschine gearbeitet. Jetzt seid ihr fertig und man sieht gar nichts!

Ja, das gehört zu solchen Projekten. Man sieht ihnen die harte Arbeit nicht sofort an. Die grossen Verbesserungen liegen alle im Innern.

 

Was habt ihr konkret verändert?

Wir haben zwei Dinge grundsätzlich und konzeptionell verändert. Zum einen das Gehäuse, sprich die Montage, die nun «von innen heraus» gemacht wird. Und zum anderen das Erhitzer-System, womit die Generation 2 deutlich energieeffizienter wird.

 

Sprechen wir zuerst über das Gehäuse. Wie genau soll ich mir das vorstellen, «von innen heraus»?

Die Montage der ZURIGA E2 der Generation 1 begann mit dem Mantel. So nennen wir Gehäuse, also den gebogenen Chromstahl, der um die ganze Maschine läuft. Pumpe, Elektronik und die anderen Komponenten wurden also ans Gehäuse angebaut – ein Exoskelektt könnte man fast sagen. Das haben wir nun umgedreht. Neu erfolgt der Aufbau der Maschine eben «von innen heraus». Pumpe, Ventile und die Elektronik werden auf einem sogenannten Chassis komplett fertig aufgebaut. Und das Gehäuse kommt erst ganz am Schluss dazu. Es wird der Maschine sozusagen «übergestülpt».

 

Welchen Vorteil bringt das?

Mit dem neuen Gehäuse wird die Maschine robuster. Wir hatten bei internationalen Versänden immer wieder Schäden, weil Pakete nicht sorgfältig behandelt wurden. Das sollte jetzt besser werden. Zudem sind dank dem neuen Gehäuse die Service- und Reparatur-Arbeiten wesentlich einfacher und schneller. Die Pumpe ist besser zugänglich und kann im Notfall einfacher ersetzt werden.

 

Die Pumpe ist aber dieselbe geblieben?

Ja, die meisten Komponenten sind die gleichen geblieben. Wiederum haben wir auf Langlebigkeit geachtet. Das kostet zwar beim Bau etwas mehr, aber über 10 oder 20 Jahre betrachtet, ist die Langlebigkeit und einfach Reparierbarkeit viel wichtiger. Und davon profitieren dann auch die ZURIGA-Besitzerinnen, weil wir günstige Services und Reparaturen anbieten können.

Du hast noch das Erhitzer-System erwähnt… 

… genau. Neu werden der Dampf und die Brühgruppe separat beheizt. Zwei Hochleistungserhitzer regeln die Temperatur so präzise, dass die ZURIGA das Prüfprotokoll für die Gastromaschinen an den Barista Weltmeisterschaften besteht. 

 

Wie erreicht ihr diese Präzision?

Das Prüfprotokoll schreibt eine Abweichung von weniger als 1.1 Grad vor (Standardabweichung bei 14 Bezügen). Diese Präzision übertreffen wir, indem wir die Wassertemperatur mehr als 10-mal pro Sekunde messen. Sobald der Sensor eine Abweichung feststellt, wird sofort Leistung nachgeregelt. Ergänzt wird dieser Regelkreis aus Routinen, die wir aus Dauertests gelernt und dann mithilfe künstlicher Intelligenz parametriert haben. So wird beispielsweise das Erhitzer-Aggregat bereits mit dem Start der Pumpe für sehr kurze Zeit beheizt, noch bevor auf der Temperatursonde eine Temperaturabweichung festgestellt werden kann.

Das tönt alles nach viel Leistung. Du hast aber zugesichert, dass die wir die Energieeffizienz-Klasse A erreichen…

…tatsächlich haben wir uns bereits beim Start des Projekts zum Ziel gesetzt, den Stromverbrauch nochmal zu reduzieren. Wir haben damals festgestellt, dass dieser bei der Betrachtung des Klima-Einschlags in CO2-Äquivalenten ein wesentlicher Faktor ist – viel wichtiger zum Beispiel, als der Stahl in der Maschine. Das gilt insbesondere dann, wenn man den Horizont nicht auf die typischen 2 Jahre, sondern auf 5, 10 oder sogar 20 Jahre ausweitet. 

 

Gut, die Energieeffizienz war euch wichtig. Wie habt ihr das jetzt trotz der erwähnten hohen Leistung hingekriegt?

Wir brauchen diese hohe Leistung eben nur während sehr kurzer Zeit. Beim Kaffeebezug wird die Heizung also mehrmals pro Sekunde ein- und wieder ausgeschaltet. Ganz genau so, dass die Wassertemperatur immer bei konstant 93 Grad liegt. Und wir erhitzen jeweils nur genau so viel Wasser, wie gerade gebraucht wird – die ZURIGA braucht also keinen Boiler mehr. Wir sind überzeugt, dass sich das in den nächsten Jahren auch bei anderen Herstellern durchsetzen wird. Das Zeitalter der Boiler-Maschinen neigt sich langsam dem Ende zu. 

Vor zwei Monaten hab ich euch immer wieder über «Flicker» diskutieren hören. Gings da auch um das Heizaggregat?

Ja genau, der Flicker hat uns ziemlich herausgefordert in diesem Projekt…

 

Sag uns doch zuerst kurz, um was es dabei überhaupt geht?

Alle elektronischen Geräte – und so auch die ZURIGA – werden einem sogenannten Typentest unterzogen. Dabei gehen wir mit der Maschine in ein zertifiziertes Labor, dort wird sie auf Herz und Nieren getestet. Mit einem normierten Hammer zum Beispiel wird auf das Gehäuse geschlagen, die Maschine wird mit Wasser übergossen und es wird auch untersucht, ob die Maschine im Betrieb eine Störung auf das Stromnetz zuhause weitergibt. Und dabei wird auch der Flicker getestet.

 

Wer verursacht jetzt diese «Flicker», diese Störungen?

Wir haben diese hochdynamischen Heizelemente verbaut in der ZURIGA. Die Leistung wird mehrmals pro Sekunde von 0 auf 100% hochgeregelt. Und dann auch wieder zurück. Das ist ungefähr so, wie wenn du zuhause den Wasserkocher ganz schnell ein- und wieder ausschaltest. Gut möglich, dass dabei z.B. der Radio gestört wird oder das Licht zu flackern beginnt. 

 

Wird’s beim Espresso machen zuhause also in Zukunft flackrig?

Nein, das verbietet eben diese Flicker-Norm. Indem wir die Zyklen nämlich clever wählen und die Nulldurchgangsregelung sauber parametrieren, können wir verhindern, dass es zu diesen Flickern kommt. 

 

Nulldurchgangsregelung?

Ja (lacht), ich glaube fast, das ginge jetzt zu weit. Am besten wir machen dazu mal ein separates Gespräch. Kurz zusammengefasst geht es auch hier darum, dass die Regelung clever sein muss – so, dass sie möglichst wenig Irritation auf dem Stromnetz verursacht. 

 

Lass uns zum Wasserdruck wechseln: Die Pumpe habt ihr ja nicht verändert, korrekt?

Ja, die Pumpe bleibt die Gleiche, sie fördert 16 bar Wasserdruck. Auch am Regelventil haben wir nichts verändert. Dieses Überdruckventil stellt sicher, dass jederzeit die erforderlichen 9 bar nicht überschritten werden. 

Im Innern hat sich also einiges getan. Äusserlich und bei der Anwendung bleibt aber alles beim Alten?

Ja, daran ändert sich fast nichts. Eine zusätzliche Funktion haben wir aber eingebaut. Die Generation 2 verfügt nun über ein Signal, das darauf hinweist, wenn die Maschine entkalkt werden sollte. Das ist übrigens erstaunlich selten. Bei einer durchschnittlichen Nutzung weniger als zweimal pro Jahr. 

 

Was mache ich jetzt mit meiner E2, die ich gerade erst gekauft habe?

Das ist weiterhin eine grossartige Maschine. Wir alle im Team haben sie ja auch genauso zuhause. Äusserlich hat sich die Maschine ja sowieso nicht verändert und auch in der Anwendung ist eigentlich alles gleich geblieben. 

 

Vielen Dank für diese Einblicke! Zum Schluss interessiert es mich, wie du ohne «die technische Brille» auf dieses Projekt zurückschaust?

Für mich war das mal wieder ein typisches ZURIGA-Projekt. Immer kritisch bleiben, die Dinge im Hintergrund verbessern, gar nicht unbedingt etwas Neues Lautes rausschreien wollen. Um am Schluss ein Produkt zu haben, von dem die Leute dann erst nach zwei oder drei Jahren zurückmelden, dass sie die Maschine jeden Tag brauchen – und richtig glücklich damit sind.