Was wir über künstliche Verknappung denken – und warum man trotzdem 6 Monate auf eine ZURIGA warten muss.

16. September 2025

Die Espressomaschinen von ZURIGA sind beliebt. Immer mehr Menschen wollen ein Gerät aus unserer Manufaktur. Nach der Lancierung der zweiten Generation der ZURIGA E2-S und dem sprunghaften Anstieg der Bestellungen im Herbst 2024 (wir haben hier berichtet), liegen die Zahlen auch jetzt deutlich über dem Vorjahr. Die monatlichen Bestellungen haben sich mehr als verdoppelt. Erstaunlicherweise dämpfen auch die aktuellen sechsmonatigen Lieferfristen die Bestelllaune nicht wirklich. Und trotzdem bekommen wir immer wieder Rückmeldungen, die – verständlicherweise – von ordentlich Ärger über die aktuelle Situation zeugen.

 

 

«Künstliche Verknappung finde ich echt unsympathisch...»

Veronika im Store Zürich, Juni 2025

ZURIGA und die künstliche Verknappung 

Wer eine Birkin von Hermès will, muss Geduld und bereits einige Taschen von Hermès besitzen. Und wer eine seltene Rolex möchte, sollte gute Beziehungen zu einem Händler haben und auf eine Allokation hoffen. Viele Luxusbrands verknappen ihre Produktion mit Absicht. Wir bei ZURIGA schauen uns diese Tricks zwar durchaus fasziniert von der Seitenlinie an – aber wir denken nicht so. Die Gründungsidee von ZURIGA war eine clevere, kleine Maschine zu einem akzeptablen Preis. Gedacht für die durchschnittliche Stadtbewohnerin. Kein Billigprodukt – aber ganz bewusst auch kein Luxus (obwohl: ist Kaffee nicht sowieso so etwas wie Luxus?). Eine ZURIGA sollte nie ein Schnäppchen sein, idealerweise spart man darauf und investiert dann, wenn man das Geld zusammen hat. Künstlich verknappt haben wir unsere Produkte nie, dazu sind wir zu wenig fuchsig – und unsere Produktion zu wenig elastisch.

 

 

Und warum doch diese langen Lieferfristen?

Bereits bei der Gründung haben wir festgeschrieben, dass wir selber in eigener Manufaktur produzieren werden. Jede Maschine wird seither hier in Zürich gebaut – aus Komponenten, die wir von mehr als 35 Produktionspartnern beziehen. Sie produzieren das Chromstahl-Gehäuse in St. Gallen, den Holzgriff in Bern und die Pumpe im Piemont. Unser Glastank wird zuerst im Osten Deutschlands vorproduziert und dann in Ungarn zum Wassertank veredelt.

 

Zurzeit klemmt es bei einigen dieser Produktionspartner. Sie bekommen teilweise einfach nicht genug Rohmaterial in genügender Qualität. Angesichts der hohen ZURIGA-Bestellungen in den letzten Monaten haben wir auch die Bestellungen bei unseren Produktionspartnern erhöht. Und diese Erhöhung stellt einige unserer Partner vor grosse Herausforderung. So haben wir kürzlich eine grosse Lieferung der Chromstahlgehäuse erhalten – und mussten bei der Qualitätskontrolle feststellen, dass mehr als 50% der Teile einen gut sichtbaren Walzfehler haben. Die Teile können wir nicht verbauen, weil wer so lange auf eine ZURIGA wartet, erwartet ein makelloses Gehäuse. Die erhöhte Bestellmenge hat also dazu geführt, dass es bei unseren Lieferanten (und deren Lieferanten) zu Fehlern kommt. Und diese Fehler führen nun ironischerweise dazu, dass sich unsere Produktionsmenge zwischenzeitlich verringert – obwohl wir gerade alles daransetzten, sie zu erhöhen. Glücklicherweise sind das jeweils lösbare Probleme, doch der Aufwand, um diese Produktionsausfälle wieder aufzuholen, ist beträchtlich. Und es bedeutet manchmal Überzeiten beim Montage-Team, das nun wirklich nichts für diese Situation kann.

Kein Hyper-Scale – sondern sorgfältig seinen Weg gehen

Würden wir Unterhosen verkaufen, Turnschuhe – oder noch besser eine Software: Wir hätten diese Probleme vermutlich nicht. Wir würden «unsere order verdoppeln» und dann schauen, dass wir die Ware abverkauft kriegen. Das geht bei uns leider nicht – oder zum Glück? Und so fahren wir nächste Woche zu unserem Produktionspartner in die Ostschweiz und schauen uns gemeinsam an, wie es zu diesen Walzfehlern gekommen ist. Warum wurden die Fehler nicht bereits früher festgestellt? Und vor allem: Was machen wir, damit uns dieser Fehler in Zukunft nicht mehr passiert?

 

Und selbstverständlich erwägen wir auch einen Wechsel, regelmässig evaluieren wir alternative Produktionspartner. Nur ist das Problem mit einem Partner-Wechsel oft nicht einfach gelöst. Der Aufbau einer partnerschaftlichen Beziehung dauert länger, als man es vermuten würde. Und bisher hat sich gezeigt, dass sich die Investition in diese Beziehungen lohnen.

Und was ist eigentlich mit Trumps Zollhammer?

Weil wir bisher nicht in die USA exportieren, sind wir glücklicherweise nicht unmittelbar von den Wirren rund um Trumps Zollpolitik betroffen. Indirekt spüren wir die Effekte aber sehr wohl. Einige unserer Produktionspartner liefern selber in die USA oder haben wiederum Kunden, die in die USA exportieren. Diese Exporte sind vollständig zum Erliegen gekommen, die entsprechenden Produktionsaufträge sind sistiert. Einer unser Produktionspartner musste infolgedessen Kurzarbeit anmelden und hat ein Teil der Belegschaft nachhause gesendet. Und so sind wir mit dieser Firma im engen Austausch – weil solche Ausfälle rasch existenzbedrohlich werden. Und wir selber sind ja interessiert, dass unsere Partner gut arbeiten können und dass es ihnen wirtschaftlich gut geht.

 

 

«Es sind wilde Zeiten – aber sie machen Spass.»

Es sind keine einfachen Zeiten. Einerseits staunen und freuen wir uns, ob der weiterhin hohen Nachfrage. Und andrerseits kämpfen auch wir mit den Herausforderungen des Wachstums und den Verwerfungen und Verwirrungen aus Trumps Zollpolitik.

 

Die Freude ist uns bisher nicht vergangen – im Gegenteil. Es macht Spass, für euch diese Espressomaschinen zu bauen. Und wir sind natürlich froh, wenn ihr uns die langen Lieferfristen nicht allzu übelnehmt. In diesen Zeiten setzen wir gerade alles daran, dass ZURIGA langsam und gesund wächst – und dass man in Zukunft nur noch 2-3 Wochen auf eine seine Espressomaschine warten muss. An der Qualität werden wir auf jeden Fall nicht schrauben – versprochen.

 

Moritz & Crew