Moritz Güttinger: «Ganz ehrlich? Ich war einfach unglücklich mit meiner Espressomaschine zuhause».

31. März 2025

Moritz Güttinger ist Gründer von ZURIGA. Er war zu Gast im Podcast «Forward Thinking» und hat mit Yannik Müller über die Geschichte und Zukunftspläne von ZURIGA gesprochen – und alles was dazwischen liegt. 

Yannik Müller: Espresso ist zum Hobby geworden. Eine edle Siebträgermaschine Bestandteil vieler Küchen. Als ZURIGA vor 10 Jahren gegründet wurde, war das noch nicht so. Was war damals deine Motivation eine Siebträgermaschine auf den Markt zu bringen?

Moritz Güttinger: Ich bin mit meiner damaligen Freundin, heute meine Frau, zusammengezogen. Unsere erste Investition war ein Sofa und die zweite eine Espressomaschine. Mit dieser Espressomaschine war ich nicht zufrieden. Also schraubte ich die Maschine auf und dachte mir: Das muss besser gehen.

 

 

Und dann hast du dir gedacht: Jetzt muss ich eine Firma gründen die Espressomaschinen baut?

Nicht direkt. Es war vielmehr eine Vermutung, die sich langsam zu einer Gewissheit verdichtete. 2014 war ich dann so überzeugt, dass ich mein eigenes Geld zusammenkratzte – ehrlich gesagt auch das meiner damaligen Freundin – und mit zwei Designerinnen und einem Ingenieur einen ersten Prototyp entwickelte. Mit diesem Prototyp sind wir dann ins Crowdfunding gegangen und haben die ersten 20 Geräte für je 1000 Franken verkauft. Die waren innerhalb von drei Minuten ausverkauft.

 

 

Wahnsinn! Wie hat sich das angefühlt?

Ich erinnere mich noch gut an diesen Tag. Ich war so aufgeregt und bin morgens um 6:30 Uhr zum Kiosk gerannt, um mir die Zeitung zu holen – damals las man noch Zeitung. Ich wusste, dass ein Artikel über ZURIGA darin war und ein paar Stunden später das Crowdfunding starten würde. Ich habe die Zeitung dann zur Seite gelegt und musste vor Aufregung erst mal eine Runde joggen.

 

 

Heute habt ihr nicht nur 20, sondern über 18'000 Maschinen verkauft. Wie habt ihr euch trotz Wachstum eure Tüftler-Kultur bewahrt?

In den letzten 10 Jahren hat sich einiges verändert. Wir haben uns in vielen Bereichen professionalisiert. Gleichzeitig sind wir kulturell sehr nahe an unseren Anfängen geblieben. Mir war immer wichtig, dass wir eine gute Mischung aus lockerem Umgang und höchster Professionalität haben. Das macht ZURIGA aus.

 

 

Ihr produziert mitten in Zürich – bei den hohen Kosten keine Selbstverständlichkeit. Wie schafft ihr es trotzdem, wettbewerbsfähig zu bleiben?

Wir wollen da entwickeln, wo wir bauen. Wir wollen Design, Engineering, Reparatur und Montage unter einem Dach haben. Diese Nähe macht uns schneller und besser. Doch Platz ist teuer, also müssen wir ihn clever nutzen. Das machen wir so, indem wir eng mit den Zulieferern arbeiten und hier nur das machen, was wir wirklich gut können. Konkret: Wir biegen hier keinen Stahl und drechseln auch kein Holz. Wir machen hier nur die Endmontage. Die ist am Ende qualitätsrelevant.

 

 

Apropos Produktion: Eure Zulieferer sitzen alle recht nah beieinander. War das eine bewusste Entscheidung?

Tatsächlich sitzen unsere Zulieferer alle ziemlich nahe. Aber nicht, weil wir die geografische Nähe suchen, sondern weil uns die kulturelle Nähe wichtig ist. In den letzten Jahren haben wir gelernt, wie unglaublich wichtig es ist, dass wir die gleiche Sprache sprechen. Wenn es zum Beispiel ein Problem mit dem Blech oder Stahl gibt, müssen wir direkt und offen darüber sprechen können – ohne erst durch gemeinsame Mittagessen Vertrauen aufbauen zu müssen. Den Stahlmantel beziehen wir zum Beispiel aus Wil in St. Gallen, der Holzgriff kommt aus Bern und den Siebträger aus dem Piemont in Norditalien.

 

 

Ein wirklich schöner Ansatz und sicher eine Inspiration für andere. Nächstes Jahr feiert ihr euer zehnjähriges Jubiläum. Was dürfen wir von euch noch erwarten? Wo geht die Reise hin?

Was uns in den letzten zehn Jahren ausgezeichnet hat, ist unser stetiges, schrittweises Wachstum. Wir starteten mit einer Espressomaschine. Dann kam die Milchaufschäum-Funktion für Cappuccino dazu. Später entwickelten wir eine Mühle. Jetzt arbeiten wir an einer grösseren, komplexeren Maschine fürs Büro und die Kleingastronomie. So werden wir das Produktportfolio weiter ausbauen: eine Mühle mit Waage, eine leistungsstärkere Maschine.

 

 

Und die Expansion, ist die auch ein Thema für euch?

Es wäre spannend, nicht nur in Deutschland, der Schweiz und Österreich präsent zu sein, sondern auch in Ländern wie Grossbritannien, den USA, Korea und Australien. Dabei müssen wir sehr sorgfältig vorgehen. Wir verkaufen keine Klamotten, die man einfach exportieren und abverkaufen kann, sondern ein Produkt, das ein Leben lang halten soll – mit entsprechenden Serviceleistungen und Garantien.

 

 

Die letzten zehn Jahre hat dich also die perfekte Espressomaschine angetrieben. Gibt es Themen oder Ziele, die du persönlich noch verfolgen möchtest in den nächsten Jahren?

Ich fühle mich in der aktuellen Situation sehr wohl. Die Mischung aus Familien- und Geschäftsleben passt. Die nächsten Jahre werde ich so weitermachen. Unsere Kinder sind noch klein, im Kindergarten und in der Kita. Und vielleicht kommt mir dann plötzlich was anderes in den Sinn. Ich kann mir vorstellen, dass ich anfange zu segeln oder mich gemeinnützig engagiere.

 

Das ist nur ein Auszug aus dem Gespräch. Die ungekürzte Version kannst du hier hören: